Expert:innen-Tipps für ein harmonisches Vergesellschaften

Die Vergesellschaftung von Kaninchen ist ein entscheidender Aspekt der artgerechten Haltung dieser äußerst sozialen Tiere. Immer wieder erreichen uns Anfragen diesbezüglich. Oft sind die Halter:innen verunsichert und wollen sich optimal auf einen Neuankömmling vorbereiten.

Die Gründe für ein neues Tier in der Gruppe sind dabei vielfältig. Oft verstirbt das einzige Partnertier und es wird ein neuer Gefährte gesucht. Manchmal steht aber auch der Tierschutz im Vordergrund und man will ein verwaistes Tier bei sich zu Hause aufnehmen.

Wir haben die immer wiederkehrenden Anfragen zum Anlass genommen, gemeinsam mit unserem Kooperationspartner – dem TierQuartier Wien – einige nützliche Tipps und Tricks für Sie zusammenzustellen. Die Pfleger:innen des TierQuartiers sind (leider) fast täglich mit dieser Herausforderung konfrontiert und echte Profis, wenn es um die Vergesellschaftung von Kaninchen geht.
Doch auch die Hagenthaler Naturfuttermanufaktur nimmt – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – verwaiste Tiere auf und bietet ein Zuhause auf Zeit, bis sich ein liebevolles Quartier gefunden hat.
Wir bieten auch eine Vergesellschaftung auf neutralem Boden an.

Was das bedeutet, warum das wichtig ist und wie Sie Kaninchen erfolgreich zusammenführen – all das erfahren Sie in den folgenden Zeilen:
 

Warum ist die Vergesellschaftung von Kaninchen so wichtig?

 

Kaninchen sind äußerst soziale Wesen, die den Kontakt zu Artgenossen brauchen. Eine alleinige Haltung führt oft zu Verhaltensstörungen und psychischen Belastungen. Daher ist es unerlässlich, Kaninchen in Paaren oder Gruppen zu halten, um ihr Wohlbefinden zu gewährleisten. Die richtige Vergesellschaftung vermeidet Stress und sorgt für eine glückliche Kaninchengruppe.
 

Der Schlüssel zum Erfolg: Die richtige Vorbereitung

 

Der Weg zur erfolgreichen Vergesellschaftung beginnt bei der Vorbereitung. Achten Sie darauf, den Kaninchen genügend Raum zu geben und Konflikte zu minimieren.
 

1) Der revierneutrale Ort: Basis für die Kaninchenvergesellschaftung

 

Ein häufiger Fehler ist es, das neue Kaninchen direkt ins bestehende Revier zu setzen. Dort ist jedoch bereits alles vom „Ureinwohner“ markiert. Alles riecht nach ihm. Das ist der Vergesellschaftung alles andere als dienlich und löst Revierkämpfe aus. Das alte Tier wird den Neuankömmling sofort aus seinem Revier vertreiben wollen. Es stellt den Anspruch auf SEIN Zuhause. So wird der Prozess unnötig erschwert.

Der erste Schritt sollte daher sein, einen neutralen Bereich zu schaffen, in dem keines der Tiere einen Revieranspruch hat.

Unsere Tipps:

  • Wählen Sie einen für beide Kaninchen neuen Bereich, z.B. ein separates Zimmer. Das Badezimmer oder die Garage bieten sich dafür gut an!
  • Es ist wirklich erfolgsentscheidend, dass beide Tiere den Bereich nicht kennen und dort noch keine Gerüche hinterlassen haben.
  • Setzen Sie die Kaninchen gleichzeitig an den neutralen Ort. Keines soll schon frühzeitig die Möglichkeit haben, Revier zu markieren oder seinen Duft dort zu hinterlassen.
  • Sorgen Sie dafür, dass die Tiere sich dort das erste Mal sehen und riechen können. (Tiere, die sich bereits kennen, müsser vorab mindestens 14 Tage voneinader getrennt werden.) 
  • Überstürzen Sie nichts. Um eine möglichst sanfte und stressfreie Verpartnerung vorzunehmen, sind oft Vorbereitung und Geduld gefragt.
 

2) ​Die optimale Einrichtung für die Zusammenführung

 

Die Einrichtung des Vergesellschaftungsbereichs spielt eine zentrale Rolle. Mit der richtigen Gestaltung können Konflikte minimiert und den Kaninchen Sicherheit geboten werden.
So richten Sie den Bereich ein:

  • Sollten Sie versuchen, 2 Tiere, die sich schon kennen, neu zu verpartnern: Sorgen Sie dafür, dass die Tiere sich mindestens 2 Wochen davor weder sehen noch riechen können!
  • Optimal ist ein gemeinsames Gehege, das jedoch in der Mitte durch ein Gitter oder einen Kaninchenzaun getrennt ist.
  • Achten Sie darauf, dass der jeweilige Bereich ausreichend Platz bietet. 2 Quadratmeter pro Tier sind das Minimum.
  • Der jeweilige Bereich sollte aber auch nicht größer als 3 Quadratmeter sein, da die Kaninchen sonst keine Notwendigkeit des Zusammenfindens haben.
  • Statten Sie jeden Bereich mit Futter- und Wassernapf aus, einem eigenen Klo und einem eigenen Häuschen.
  • Wichtig: Die Häuschen sollten so platziert sein, dass sich die Kaninchen auch sehen können, wenn sie im Häuschen sind. Die Öffnungen sollten also einander zugewandt sein.
  • Der Boden des Geheges sollte rutschfest sein, um Verletzungen zu vermeiden, falls sich die Kaninchen hektisch bewegen.

 

3) Auf die Plätze, fertig & LOS – so geht's ans Vergesellschaften


Die Tiere können sich nun sehen, riechen, hören und einander ausgiebig begutachten. Wenn Sie Glück haben, ist es Liebe auf den ersten Blick. Seien Sie aber nicht überrascht, wenn das nicht der Fall ist. Folgendes ist wichtig:
 

  • Die Tiere können sich zurückziehen (aber sehen einander!)
  • Die Verletzungsgefahr ist auf ein absolutes Mindestmaß reduziert, da die beiden Bereiche ja durch ein Gitter getrennt sind.
  • Jetzt soll „Akzeptanz“ aufgebaut werden. Danach folgt Vertrauen. Das kann aber nur entstehen, wenn ein Tier nicht von dem anderen verletzt wird: TRENNGITTER!
  • Sorgen Sie für eine stressfreie Umgebung. (Laute Musik oder ständig laufender Fernseher sind in der Zeit der Eingewöhnung und Vergesellschaftung zusätzlicher Stress für die Tiere.)
  • WICHTIG: Seitenwechsel! Setzen Sie die Tiere nun jeden Tag um. Lassen Sie dabei aber das Inventar so, wie ist ist. Achten Sie darauf, dass sie sich während des Seitenwechsels nicht in die Quere kommen können.
  • Durch den täglichen Seitenwechsel gewöhnen sich die Tiere gefahrlos an den Geruch des Anderen. Sie nehmen ihn nicht mehr als Bedrohung wahr. Zusätzlich entwickelt sich nach einiger Zeit so etwas wie ein „Gemeinschaftsduft“. Man beginnt, einander in wahrsten Sinne gut riechen zu können.

 

4) Wie lange dauert eine erfolgreiche Vergesellschaftung von Kaninchen?

 

Eine Frage, die sowohl unsere Expert:innen als auch jene des Tierquartiers Wien zum Schmunzeln bringt. Wir verraten Ihnen die Antwort trotzdem: 1 Sekunde bis NIE!

Wobei wir Sie gleichzeitig beruhigen können: NIE ist der absolute Ausnahmefall.

Folgende Gründe können, zum Beispiel, zu Extremfällen führen:

  • Fehler oder Unfälle beim Vergesellschaftungsversuch. (Schafft es eines der Kaninchen, das andere zu verletzen, kann sich dies langfristig auf den Erfolg auswirken.)
  • Grunderkrankungen eines Tieres. (Leidet eines der Tiere im Stillen an einer schmerzhaften Erkrankung, wird es auch beim Verpartnern nicht seine beste Seite oder großes Interesse zeigen.) Im Zweifelsfall empfehlen wir Expert:innen stets die Abklärung bei der Tierärztin oder dem Tierarzt.
 

 5) Wie erkenne ich eine erfolgreiche Vergesellschaftung?

Wenn Sie nach den obigen Empfehlungen vorgehen, ist das leicht erklärt:

Sobald die Tiere vollkommen stressfrei und friedlich direkt am Gitter oder Zaun aneinander kuscheln, können Sie davon ausgehen, dass es geschafft ist. Entfernen Sie das trennende Element. Die Tiere können sich nun richtig kennenlernen.

Wenn das die ersten 2-3 Tage gut geklappt hat, können Sie die Tiere nun in das Stammrevier übersiedeln.

Wichtig: Säubern Sie dieses vorab mit Essigwasser. Zusätzlich können Sie markierte und benutzte Streu beider Tiere vermischen und in das alte Gehege verteilen. Sie verteilen also den neuen gemeinsamen Duft. Die alte Einrichtung sollte ebenfalls etwas neu ausgerichtet werden. Es soll ein neues Zuhause entstehen.

 

6) Die Kaninchen-Rangordnung klären: Ein natürlicher Prozess


An dieser Stelle ist es wichtig anzumerken, dass es einen wesentlichen Unterschied zwischen der Vergesellschaftung und dem täglichen Zusammenleben gibt.
Jedes Kaninchen hat einen individuellen Charakter, der nicht nur den Verlauf der Vergesellschaftung beeinflusst. Hat die Vergesellschaftung geklappt? Gut.
Im weiteren Zusammenleben sind kleine Kämpfe normal und dienen dazu, die Rangordnung zu klären. Wichtig ist, dass Sie dann Geduld haben und nicht zu früh eingreifen.

Geduld ist der Schlüssel:

  • Unterbrechen Sie den Prozess nicht bei ersten Auseinandersetzungen.
  • Kleine Kämpfe gehören zur Rangordnungsklärung – greifen Sie nur bei ernsthaften Verletzungen ein.
  • Leichte Kratzer oder ausgerupfte Fellbüschel zählen dabei als absolut im Rahmen. Auch wenn es manchmal wild aussieht und die Fellfetzen fliegen: Lassen Sie sich nicht zu schnell verunsichern. Das ist Teil eines vollkommen normalen Sozialverhaltens.
  • Lassen Sie den Kaninchen genügend Zeit, um die Hierarchie zu klären.
  • Sowohl Geschlecht als auch hormonelle Zyklen oder Krankheiten können immer wieder dazu führen, dass es zu Rangeleien kommt. Mischen Sie sich nicht ein. Solange sich die Tiere nicht ernsthaft verletzen, ist dieses Verhalten im grünen Bereich.
 

7) Häufige Fehler bei der Kaninchenzusammenführung vermeiden

 

Um eine erfolgreiche Vergesellschaftung zu gewährleisten, ist es wichtig, häufige Fehler zu vermeiden:

  • Zu frühes Eingreifen bei späteren Konflikten, die eigentlich zur Rangordnungsklärung gehören.
  • Mangelnde Geduld während des Prozesses.
  • Nutzung eines nicht neutralen oder ungeeigneten Raums, der Revierkämpfe auslöst.
  

8) Wie erkennt man nach der „getrennten“ Vergesellschaftungsphase, dass die Tiere sich vertragen?

 

Eine erfolgreiche Vergesellschaftung erkennen Sie an entspanntem Verhalten der Tiere. Sie sollten keine Anzeichen von Stress oder Aggression zeigen. Folgende Verhaltensweisen sind positive Anzeichen:

Zeichen einer erfolgreichen Vergesellschaftung:

  • Gemeinsames, entspanntes Fressen
  • Gegenseitiges Putzen
  • Eng aneinander gekuscheltes Liegen – das zeigt Vertrauen
  • Friedliche Interaktion

 

9) Unterstützung in den ersten Tagen nach der Vergesellschaftung

 

Nach der Zusammenführung brauchen die Kaninchen weiterhin eine stressfreie Umgebung, um die neue Bindung zu festigen.

Unsere Empfehlungen:

  • Vermeiden Sie Lärm und unnötige Aufregung.
  • Stellen Sie immer genügend Futter zur Verfügung, um Konkurrenzkämpfe zu vermeiden.
  • Stellen Sie jedem Tier einen Rückzugsort zur Verfügung. Beachten Sie, dass stets zwei Ausgänge vorhanden sind, damit kein Tier in die Enge getrieben werden kann.
  • Röhren (mit ausreichendem Durchmesser) sind zusätzlich zu empfehlen.
  • Beobachten Sie das Verhalten aufmerksam, ohne ständig einzugreifen.
 

10) Für alle erfahrenen Kaninchenhalter:innen gibt es auch die „schnelle“ Vergesellschaftung.

 

Sie fühlen sich sattelfest und haben schon viel Erfahrung mit dem Verhalten von Kaninchen? Dann ist vielleicht die "schnelle" Vergesellschaftung eher nach Ihrem Geschmack.

Hier in einigen Schritten erläutert:

  • Sorgen Sie für eine gemeinsame Stresserfahrung. Eine kurze Autofahrt in der Transportbox (getrennte Boxen, aber in Sicht- und Riechweite) kann ein gemeinsames Stresserlebnis sein, das so soziale Wesen wie Kaninchen zusammenschweißt.)
  • Reiben Sie danach die beiden Kaninchen mit der benutzten Einstreu des jeweils anderen ein. (gemeinsamer Duft wird erzeugt) Alternativ können Sie die Kaninchen vorsichtig mit etwas Essigwasser abreiben. Augen, Mund und Ohren bitte aussparen. (so wird der jeweilige Duft neutralisiert).
  • Sorgen Sie für einen neutralen Ort (mind. 4 und max. 6 Quadratmeter). Badezimmer sind empfehlenswert!
  • Legen Sie einen Stuhl am Boden quer(er dient der Deckung und dem Sichtschutz und sorgt für eine Entschärfung der Situation, falls nötig).
  • Sorgen Sie für ausreichend Futterstellen und Wasserstellen.
  • Setzen Sie die Tiere gleichzeitig in den Raum (sie dürfen sich vorher mindestens 2 Wochen NICHT gesehen oder gerochen haben).
  • Bleiben Sie die erste Zeit im Raum, um notfalls einzugreifen, wenn die Tiere versuchen, sich ernsthaft zu verletzen oder anzugreifen. Dies sollte auf jeden Fall unterbunden werden!
  • Sollte ein Kaninchen das andere angreifen oder gefährlich hetzen über eine längere Zeit, dann greifen Sie mittels Decke ein (werfen und erschrecken) oder mit einem langborstigen Besen – indem Sie mit den Borsten eine Barriere aufbauen. Vorsicht ist geboten! Weiche, lange Borsten verhindern Verletzungen. Sie sollten keinesfalls mit dem Besen schlagen, schubsen oder Ähnliches. Es geht lediglich darum, eine Barriere zu errichten, bevor die Kaninchen aufeinandertreffen.
  • Sobald der gefährliche Angriff abgewehrt ist, wieder in Ruhe lassen.
  • Wenn die Kaninchen vom ersten Zusammentreffen erschöpft sind und sich hinlegen, ausstrecken und sich entspannt hinsetzen, ist schon ein Großteil geschafft.
  • Sollte dies schon einige Zeit so sein, können Sie sich zurückziehen. Sie müssen nicht tagelang Wache halten oder wache Nächte mit dem Besen im Badzimmer verbringen!
  • Sollte das alles gut geklappt haben: Ab ins mit Essigwasser ausgewaschene Stammgehege – siehe oben.

 

All das ist Ihnen zu stressig oder langwierig? Dann haben wir das passende Angebot für Sie!

 

Die Hagenthaler Naturfuttermanufaktur bietet Vergesellschaftungen auf neutralem Boden an!

In unserer amtstierärztlich geprüften Kleintierpension am Rande des Wienerwaldes – in Wien Umgebung - bieten wir eine ideale Umgebung für eine neue Verpartnerung an.
Da wir jedoch begrenzte Kapazitäten haben, bitten wir Sie uns, mit entsprechender Vorlaufzeit zu kontaktieren. Gemeinsam können wir alle Details telefonisch abklären.
 
Hier finden Sie alle Details zu dem Aufenthalt in unserer KLEINTIERPENSION!
 
 

Fazit: Kaninchen vergesellschaften – Ein Prozess, der sich lohnt

 

Die Verpartnerung von Kaninchen erfordert Geduld, Zeit und vor allem eine gute Vorbereitung. Doch mit den richtigen Maßnahmen und einem neutralen Vergesellschaftungsbereich können Sie eine harmonische Kaninchengruppe aufbauen. Denken Sie daran, dass Sie bei Unsicherheiten jederzeit auf professionelle Unterstützung zurückgreifen können.
Durch die Beachtung dieser Tipps schaffen Sie die besten Voraussetzungen für ein glückliches und gesundes Zusammenleben Ihrer pelzigen Freunde – und das ist der Kern unserer Philosophie bei der Hagenthaler Naturfuttermanufaktur.
 
Wir bedanken uns für den Expertisen-Austausch mit dem Tierpfleger:innen-Team des Tierquartiers Wien! 

 
 

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